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„Ich empfinde es als meine Pflicht, von den Ermordeten zu erzählen“

Резюме:EsslingenIch empfinde es als meine Pflicht, von den Ermordeten zu erzählen. Das ist mein Beitrag gegen Antisemitismus.“ Ruth Michel sitzt auf der kleinen Bühne des Festsaals des Theodor-Rothschild-Hauses und rund 100 Interessierte warten auf ihren Bericht. Das sind deutlich mehr, als der Verein Freunde Jüdischer Kultur Esslingen erwartet hatten. Zahlreiche Stühle mussten nachgeordert werden, bis alle einen Sitzplatz hatten. Michel, 91 Jahre alt, ist als Tochter einer evangelischen Christin und eines Juden in Königsberg geboren. Ihr Vater wollte nach Hitlers Machtübernahme 1933 Deutschland verlassen, so kam die Familie 1935 nach Mykulytschyn zur Mutter des Vaters. Der Ort liegt heute im Westen der Ukraine, damals war er seit Ende des ersten Weltkrieges polnisch, bis das Deutsche Reich und die Sowjetunion Polen unter sich aufteilten. So wurde Mykulytschyn 1939 erst von der Sowjetunion besetzt, dann mit Beginn des Russlandfeldzugs 1941 von Deutschland. In der Ukraine erging es Juden besonders schlecht: Die Ukrainer mochten sie nicht, die Deutschen wollten sie ermorden – und taten dies besonders in den ersten Monaten der Besatzung gnadenlos und in großem Ausmaß. Ruth Michel erlebte ihr erstes Jahr in dem Dorf als hart. „Ich konnte kein Polnisch, die anderen Kinder haben mich ausgelacht.“ Also überlegte sie, wie sie sich dafür rächen könnte: Sie wurde Klassenbeste. „In diesem ersten Jahr dort habe ich das Kämpfen gelernt.“ Über die Zeit unter sowjetischer Besatzung spricht Michel nicht, doch an die Ankunft der deutschen Soldaten erinnert sie sich. „Tiefflieger schossen auf Menschen und junge Ukrainer halfen den Deutschen. Die benahmen sich wie Vandalen.“ Schon nach kurzer Zeit seien die Scheiben in ihrem Haus und in allen anderen jüdischen Häusern eingeworfen gewesen, die Juden mussten weiße Binden tragen. Es gab wenig zu essen für die jüdische Bevölkerung, die einheimischen Geschäfte verkauften den Juden nichts. Als ein Hochwasser das Haus der Familie zerstörte, „hatten wir gar nichts mehr“. Die Familie – wieder mit Vater – kroch irgendwo unter, schließlich fand der Vater Arbeit im örtlichen Sägewerk. Irgendwie kam man über die Runden und hoffte auf Änderung zum Besseren. „Doch am 9. Dezember 1942 fand jedes Hoffen ein Ende.“ Die Leute erzählten: „Die holen gerade alle Juden vom Sägewerk ab.“ Ruth rannte noch dorthin, wollte ihren Vater warnen, doch es war zu spät. Er war weg. „Da habe ich zu meiner Mutter und meiner Schwester gesagt: Wir müssen sofort in den Wald.“ Beide taten, was sie sagte. Und das war ihr Glück. „So etwas ist wieder möglich“ Alle Juden wurden an diesem Tag verhaftet, drei Tage lang ohne Wasser und Brot ins viel zu kleine Gemeindegefängnis gesperrt. „Männer, Frauen und Kinder.“ Dann wurden die Menschen an ein Massengrab transportiert. „Sie mussten sich ausziehen, ihre Personalien angeben, hinknien und wurden mit Genickschuss ermordet. Danach gab es im Ort einen großen Kleiderberg, von dem jeder sich etwas aussuchen konnte.“ Im Saal ist es totenstill. Ruth Michel bittet: „Nehmen Sie sich kurz Zeit, und stellen Sie sich vor, was in jedem einzelnen Menschen vorging, als er da kniete. Diese Menschen mussten sterben, weil sie irgendwann mal in einer jüdischen Familie geboren worden waren. Und die Welt schaute zu. Die englischen Flieger, die alles treffen konnten, hatten keine Bomben übrig für die Gleise und das Krematorium von Auschwitz.“ Vor einigen Jahren ist Michel in den Ort gereist. Im Wald fand sie das Massengrab, ließ den verfallenen Zaun erneuern und legte einen Gedenkstein für ihren Vater und die weiteren 205 ermordeten Menschen nieder. Den Krieg überlebten die drei Frauen schließlich in Königsberg bei der Großmutter mütterlicherseits. Heute wohnt Michel in Stuttgart und erzählt ihre Geschichte, wo sie nur kann. Auf die Frage, ob sie glaube, dass so etwas auch heute möglich wäre, antwortet sie: „Das wurde ich nach dem Krieg oft gefragt und ich habe schon damals gesagt: Ja. In Deutschland ist so etwas noch einmal möglich.“
Посилання:https://www.esslinger-zeitung.de/region/esslingen_artikel,-%E2%80%9Eich-empfinde-es-als-meine-pflicht-von-den-ermordeten-zu-erzaehlen%E2%80%9C-_arid,2308920.html
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Дата публікації:04.02.2020 9:50:00
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Додано:04.02.2020 11:16:23




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